Wälder können im Boden und der Vegetation grosse Mengen an Kohlenstoff speichern. Bei der Fotosynthese verwandeln die Bäume das in der Luft enthaltene CO2 in Zucker und Sauerstoff. Ein Teil des Zuckers wird in Blätter und vor allem in Holz umgewandelt. Dadurch wird der darin enthaltene Kohlenstoff (C) der Atmosphäre entzogen – zumindest für eine gewisse Zeit bis zur Zersetzung. Durch die Nutzung und Weiterverarbeitung des Holzes, beispielsweise zu Baumaterial, kann diese Speicherleistung weiter verlängert werden. Das macht Wälder zu wichtigen Verbündeten im Klimaschutz.
Was weniger bekannt ist: Zu Beginn ihrer Entwicklung geben junge Wälder mehr CO2 an die Atmosphäre ab, als sie speichern. Verantwortlich dafür sind Prozesse wie der Abbau von organischem Material im Boden. Wann genau ein Jungwald von einer Kohlenstoffquelle zu einer Kohlenstoffsenke wird, hängt von den Baumarten, dem Standort, Umwelteinflüssen und weiteren Faktoren ab. Es wird angenommen, dass dies in unseren Breiten frühestens nach einem Jahrzehnt der Fall ist.
Um diese Annahme zu untersuchen, hat die Forschungsgruppe «Graslandwissenschaften» im Waldlabor ein wegweisendes Projekt gestartet. Die Forschenden rund um die ETH-Professorin Nina Buchmann haben im Jungwald auf unserer Testpflanzungsfläche einen so genannten Eddy-Flux-Mast installiert (flux, lat. Fluss). Das ist eine mikrometeorologische Messstation, welche die Dampfflüsse von CO2 und H2O zwischen dem Boden, der Bäume und der Atmosphäre aufzeichnet. Mithilfe der gewonnenen Daten soll ermittelt werden, wie viel CO2 in den Wald einströmt und wie viel er abgibt – und in welchem Entwicklungsstadium die untersuchte Waldfläche schliesslich in der Gesamtbilanz zu einer Kohlenstoffsenke wird.
Im Gegensatz zu einem künstlichen Labor herrschen im Waldlabor reale Bedingungen. Hier lassen sich auch die Auswirkungen der zunehmenden Extremereignissen wie Dürren und Hitzewellen auf die CO2-Bilanz junger Wälder untersuchen. Dieser Zusammenhang ist aktuell besonders relevant, weil das Pflanzen von Bäumen als Kompensationsmassnahme für Treibhausgasemissionen sehr beliebt ist.
Die Eddy-Flux-Station im Waldlabor verfolgt somit drei Ziele:
Sie können den Eddy-Flux-Mast selbst sehen, wenn Sie bei einem Spaziergang durch das Waldlabor unsere Testpflanzungsfläche mit zukunftsfähigen Baumarten besuchen. Der Mast steht in der Nähe der Kreuzung von Bergholz- und Birkenweg.